Ansprache in der Weihnachtssitzung

Ansprache in der Weihnachtssitzung

Traditionell spricht in der Weihnachtssitzung des Stadtrates der oder die Älteste zum Jahresabschluss. Eine Zusammenfassung der Rede von Ragnhild Thieler finden Sie in diesem Bericht des Weilheimer Tagblattes.

Jahresabschlussrede 2019

AUFBRÜCHE – UMBRÜCHE – AUSBLICKE

Sehr geehrter Herr 1. Bürgermeister Markus Loth,
Herr 2. Bürgermeister Horst Martin und sehr verehrte Frau 3. Bürgermeisterin  Angelika Flock,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Preisträgerinnen und Preisträger,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

Unser lebens- und liebenswertes Weilheim – quo vadis?

Wohin führt der Weg unserer Heimatstadt in den kommenden Jahren? Wir stehen vor großen Herausforderungen, denn nicht nur die Welt ist im Wandel, sondern auch unsere Stadt. In diesen Zeiten müssen wir als Stadtrat mit unseren Konzepten Antworten geben auf die zentralen Fragen dieser Zeit. Für eine starke Zukunft erwarten die Bürgerinnen und Bürger, dass wir handeln, gestalten, sichern und nicht nur planen und reden. Das schönste Konzept nützt aber nichts, wenn es nicht mit Leben erfüllt wird, nun geht es in vielen Bereichen darum, den Worten Taten folgen zu lassen.

Auch in diesem Jahr sind wichtige Vorhaben auf den Weg gebracht worden, Sie, Herr Bürgermeister, haben ausführlich über das, was geschehen ist, berichtet.

Wir stehen trotzdem weiterhin vor großen Aufgaben, hatten wir immer darauf ausreichende Lösungsvorschläge? Sicherlich nicht, aber gerade in solchen Zeiten in denen viele  Menschen verunsichert sind, eine bis vor kurzem relativ unpolitische  junge Generation auf die Straße geht, weil sie um ihre Zukunft fürchtet, ist es wichtiger denn je genau zuzuhören, Orientierung zu geben und gleichzeitig neuen Ideen gegenüber aufgeschlossen zu sein. Politik heißt für mich Führung, Politik heißt Probleme anzupacken und versuchen zu lösen. Politik heißt auch für seine Überzeugungen einzutreten. Sind wir dieser Verantwortung immer gerecht geworden? Haben wir z.B. Bürgerinnen und Bürger bei unseren Entscheidungen genügend mitgenommen? Geben wir auf eine der größten Herausforderungen unserer Zeit dem Klimawandel ausreichende Antworten? Und packen wir für unsere Familien an den richtigen Stellen an?

Ich glaube, wir haben in vielen Bereichen bereits gute Arbeit geleistet, haben uns mit vielen Themen intensivst beschäftigt, manchmal sehr kontrovers und lange diskutiert um gemeinsam zu einer vernünftigen und machbaren Lösung zu kommen. Manche waren vielleicht mit dem Ergebnis nicht ganz so zufrieden, hätten sich mehr erwartet und eine schnellere Umsetzung gewünscht, aber mancher Prozess braucht seine Zeit, auch das lernt man im Laufe einer Stadtratstätigkeit.

Politik darf nicht nur das Heute und Morgen oder die nächste Wahl im Blick haben. Das was wir heute tun oder entscheiden, muss den Wünschen, Ansprüchen und Forderungen nachfolgender Generationen standhalten. Jede Zeit hat ihre eigenen Anforderungen und jeder Generation stellen sich neuen Aufgaben. Und denen haben auch wir uns als gewähltes Gremium zu stellen. Auf alle aktuellen Themenbereiche einzugehen würde den heutigen Rahmen sprengen, aber erlauben Sie mir zu einigen Punkten kurz Stellung zu nehmen, die uns in vielen Sitzungen beschäftigt haben und die mir auch für die Arbeit des künftigen Stadtrates wichtig erscheinen.

Wir müssen uns weiterhin mit Nachdruck ernsthaft über eine umfassende Stadtentwicklung Gedanken machen. Die Förderung des Wachstums als Oberzentrum bedeutet aber nicht automatisch Wachstum um jeden Preis, sondern es geht um Wachstum mit Sinn und Verstand, dabei muss der Erhalt der Schöpfung und das Bewahren der Heimat ein Kernanliegen des Stadtrates sein.

Was muss für einen attraktiven Wirtschaftsstandort in der Zukunft getan werden? Eine wichtige Frage, denn Standortqualitäten fallen bekanntlich nicht vom Himmel, sie müssen erarbeitet werden von den Menschen, den Unternehmen und von der Stadt.

Wir müssen bezahlbaren Wohnraum schaffen. Hier müssen wir zum Motor innovativer Lösungen werden, denn Wohnraum darf keine Luxusware sein oder werden.

Für die Verantwortlichen im Rathaus wird das Thema bedarfs- und sozialgerechtes, finanzierbares und flächennachhaltiges Wohnen so auch in den kommenden Jahren eine zentrale Aufgabe bleiben.

Ist das derzeitige Verkehrskonzept insgesamt für eine Weiterentwicklung unserer Stadt ausreichend? Der Stadtrat war bei diesem sehr emotionalen Thema immer bemüht, einen ehrlichen und transparenten Dialog mit allen Meinungsträgern zu führen. Ängste und Bedenken wirklich ernst zu nehmen und noch immer wird um die beste Lösung in der Sache gerungen. Dabei ist und war mir immer der Stil unseres Miteinanders, ebenso Offenheit, Toleranz, Respekt vor der Meinung des Anderen und auch eine gewisse Kompromissbereitschaft wichtig. Ich wünsche mir nach der Bürgerbefragung, dass wir bald die drängenden Verkehrsprobleme in unserer Stadt lösen und das – so hoffe ich – mit einer klaren Entscheidung zum Wohl aller Mitbürgerinnen und Mitbürger und wir damit den Weg freimachen für weitere neue Möglichkeiten der Verkehrsentlastung.

Eine weitere große Herausforderung der Zukunft wird der Klimaschutz sein und da wollen wir einen aktiven Beitrag leisten. Es reicht nämlich bei weitem nicht aus, nur den  Klimanotstand auszurufen, sondern die Herausforderung beim Klimaschutz wird vielmehr sein, wie wir es schaffen, große Fortschritte zu erzielen, ohne unsere wirtschaftliche Lebensgrundlage zu gefährden. Umweltpolitik ist auch nicht nur von einer Gruppierung gepachtet. Klimaschutz geht uns alle an, sie darf nichts Exklusives für Großverdiener sein, die es sich leisten können. Klimaschutz heißt vor allem auch nicht mit dem Finger auf andere zu zeigen, sondern auch sein eigenes Verhalten zu hinterfragen. Klimapolitik ist eine äußerst komplexe und langwierige Angelegenheit. Ich glaube im Namen aller Stadträte sprechen zu können, wir wissen um die Ernsthaftigkeit dieses Themas. Ebenso besteht Konsens darin, dass der Stadtrat bei allen seinen zukünftigen Entscheidungen die Auswirkungen auf Klima und Ökologie berücksichtigen muss. Aber Hysterie, Schuldzuweisungen und Angstmacherei waren und sind immer ein schlechter Ratgeber und bringen uns keinen Schritt weiter.

Es gibt noch viel zu tun für den jetzigen und zukünftigen Stadtrat. Die Pflichtaufgaben einer Stadt, die wir zu erfüllen haben, habe ich gar nicht erwähnt, aber wir hier im Stadtrat wissen zu genau, alle gutgemeinten Forderungen und Wünsche sind nicht immer und sofort realisierbar. Rahmenbedingungen wie Haushalt, verwaltungsrechtliche Bestimmungen, baurechtliche Vorgaben setzen uns Grenzen. Diese Erfahrungen werden auch zukünftige Mandatsträger machen, und sollten auch bei den Wahlversprechen nicht vergessen werden. Aber bekanntlich entscheidet ja die Mehrheit im Stadtrat und so ist es eine ausgesprochene Führungsaufgabe der verantwortlichen Persönlichkeiten auf Grund ihrer personalen und fachlichen Kompetenz die Vorhaben überzeugend durchzusetzen, die für die Entwicklung Weilheims unabdingbar sind.

Wer nichts verändern will, wird sehen, dass nichts so bleibt, wie man es sich wünscht. Nehmen wir also gemeinsam und alle, die zukünftig politische Verantwortung übernehmen wollen, mit Elan die Herausforderungen für die kommenden Jahre an, damit wir im Stadtrat auch in Zukunft ein lebens- und liebenswertes Weilheim mitgestalten können. Denn wir überzeugen die Bürgerinnen und Bürger nur dann, wenn wir uns gemeinsam auf die Lösung der drängenden Aufgaben in unserer Stadt konzentrieren.

Für uns, die Mitglieder des Stadtrates, ist es ein Anliegen und ein guter Brauch, die Menschen in der letzten Sitzung des Jahres zu ehren, die sich um unsere Stadt und ihre Menschen verdient gemacht haben. Ich hoffe, dass auch der zukünftige Stadtrat in bewährter Weise besondere Leistungen von Personen über die Parteigrenzen hinweg honoriert.

Zum Schluss möchte ich unserem 1. Bürgermeister Herrn Markus Loth und seinen Stellvertretern auch im Namen meiner Kolleginnen und Kollegen herzlich danken für die sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit, sowie dem ständigen Bemühen mit uns zusammen für unsere Stadt die richtigen und notwendigen Entscheidungen zu treffen.

Weiterhin spreche ich meinen Dank allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung, des Bürgerheims, der Kitas und den Stadtwerken für ihre Arbeit und die gute Zusammenarbeit mit uns aus.

Danken möchte ich aber auch allen ehrenamtlich tätigen Frauen und Männern in den Vereinen, verschiedenen Organisationen, sozialen Einrichtungen und zuletzt jedem Einzelnen, der sich für seine Mitmenschen einsetzt, die auf unsere Hilfe und Unterstützung angewiesen sind.

Ich wünsche Ihnen allen und Ihren Familien ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest sowie alles erdenklich Gute für 2020, vor allem Gesundheit, Glück, Zufriedenheit, Gottes Segen und uns allen einen fairen Wahlkampf. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

Ragnhild Thieler

Ragnhild Thieler

Weiterhin will ich mich für Kunst und Kultur einsetzen. Auf kommunaler Ebene ist mir eine parteiungebundene, sachorientierte, bürgernahe Politik wichtig. mehr
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