BfW-Anfrage im Klimaausschuss zum Thema „Paludikulturen“ – Worum geht es da?

BfW-Anfrage im Klimaausschuss zum Thema „Paludikulturen“ – Worum geht es da?

In Deutschland liegen 7% der landwirtschaftlichen Nutzfläche im Bereich trocken gelegter Moor-flächen. Daraus resultieren 37% der gesamten von der Landwirtschaft verursachten CO2-Emissionen und damit 5% des gesamten deutschen CO2-Ausstoßes.

Auch im Weilheimer Moos und im Schwattachmoos gibt es weite Bereiche, die durch Drainagen und Entwässerungsgräben trocken gelegt wurden und so für die Landwirtschaft, vor allem Grünlandwirtschaft und Maisanbau, nutzbar sind. Zudem müssen die noch bestehenden Torf abbauenden Betriebe das Wasser bei ihren Betrieben zur Torfgewinnung abpumpen, um den Grundwasserspiegel zu senken.

Die trocken gefallenen Torfschichten enthalten sehr viel organisches Substrat, das bei Zutritt von Sauerstoff CO2 an die Atmosphäre abgibt. Eine Wiedervernässung der Moorflächen durch Anhebung des Grundwasserspiegels auf 10 bis 30 cm unter Oberfläche könnte den Effekt stark reduzieren und durch den Neuaufbau von Torf sogar CO2 aus der Luft wieder binden.

Diese neu gewonnenen Feuchtflächen kann man zur Produktion sogenannter Paludikulturen (lateinisch palus = Sumpf) nutzen, z.B. für Schilf, Rohrkolben, Seggen, Schwarzerlen oder Torfmoos, die unter anderem als Grundstoffe zur Energiegewinnung und als Grundmaterial für Dämmstoffe am Bau eingesetzt werden können.

Mit unserer Anfrage wollten wir in Erfahrung bringen, ob auch in unseren Weilheimer  Moorgebieten die Möglichkeit zur Wiedervernässung und zur Nutzung von Paludikulturen bestünde, zumal man Energiepflanzen für unsere zukünftige Fernwärmeversorgung sicher gut gebrauchen könnte.

Im letzten Klimaausschuss war für die Beantwortung dieser Fragen Frau Siuda von der Regierung von Oberbayern eingeladen, die dort und früher auch schon beim Landratsamt Weilheim-Schongau für diesen Themenbereich zuständig ist.

Sie erklärte die grundsätzlichen Voraussetzungen für die Wiedervernässung von Moorflächen und deren Nutzung. Dabei gibt es einige Problembereiche zu beachten, die das zukünftige Vorgehen erschweren:

  • Man braucht größere zusammenhängende Flächen, um den Grundwasserspiegel anheben zu können, bei einem Flickenteppich geht es nicht. Zudem  dient ein Teil des Grabensystems auch der Ableitung von Wasser bei Hochwassersituationen im Bereich des Waitzackerbaches.
  • Es müssen genügend Grundstücksbesitzer bereit sein, ihre landwirtschaftliche Produktion umzustellen bzw. den Torfabbau einzustellen, damit entsprechende zusammenhängende Flächen zur Verfügung stehen. In vernässten Bereichen müssen Gebäude und Straßen zurückgebaut werden.
  • Es gibt in unseren Moorgebieten bereits eine Reihe von naturschutzfachlich hochwertigen Gebieten(Natura 2000, FFH-Gebiete, Biotopflächen), bei denen eine Veränderung nicht sinnvoll wäre.
  • Die Absatzmärkte für Produkte aus Paludikulturen müssen in den nächsten Jahren noch weiter ausgebaut werden.                                                                                                                     

Zum Abschluss stellte Frau Siuda dar, dass die Regierung von Oberbayern aktuell bereits Maßnahmen ergreift, um die klimaschädlichen Auswirkungen des derzeitigen Zustandes unserer Moorflächen zu bekämpfen. Im Rahmen des Klimaprogramms Bayern Moore KliP2050 ist vorgesehen, im ersten Schritt die Standortbedingungen im Weilheimer- und Schwattachmoos bezüglich Wasserhaushalt, Grundwasserstände, Torfarten und -mächtigkeiten untersuchen zu lassen. Die Vegetation und die CO2 Emissionen sollen analysiert werden, um geeignete Standorte und Flächen für Paludikulturen, für weitere Nutzungsarten, aber auch für Naturschutzschwerpunkte herauszuarbeiten. Dabei werden auch die Klimaschutzmanagerinnen vom Landkreis und der Stadt Weilheim in die Prozesse miteinbezogen.

             

Stellv. Fraktionsvorsitzender

Dr. Claus Reindl

Ich bin schon seit den allerersten Anfängen bei den Bürgern für Weilheim. Bereits vor der Vereinsgründung habe ich die BfW-Politik mitentwickelt. mehr
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