Für alle Baumaßnahmen egal ob Hoch- oder Tiefbau, Hochwasserschutz, auch für Fahrradwege und für andere Veränderungen, muß ein Ökoausgleich geschaffen werden. In der Vergangenheit, sind dafür landwirtschaftliche Flächen angekauft worden, um sie für das Ökokonto aufzuwerten. Diese Flächen wurden aber den produzierenden Landwirten entzogen. Das war unserem Referenten für Land- und Forstwirtschaft, Rupert Pentenrieder, auch wegen des hohen Flächenverbraucha ein Dorn im Auge. In einem Gespräch im Jahr 2012 mit dem Forstdirektor Dr. Stephan Gampe fühlte er vor, ob die Möglichkeit besteht, den Ökoausgleich über unseren mittlerweile 500 ha großen Stadtwald zu generieren.
Rupert Pentenrieder stieß bei Dr. Gampe auf offene Ohren und somit kam diese Idee in Bewegung. Auch der Förster Christian Schuller, der für unseren Stadtwald zuständig ist, war von dem Vorhaben sehr angetan und sagte seine volle Unterstützung zu. Daraufhin wurden die Waldflächen angeschaut und wir kamen zu dem Ergebnis, es könnte möglich werden. Diese neue Form des Ökoausgleichs wurde schließlich von Bürgermeister Markus Loth und dem Bauamt dem Bauausschuß vorgestellt und wir bekamen grünes Licht für das weitere Vorgehen.
Zwei Studierende der Forstwirtschaft aus Weihenstephan, wurden beauftragt im Zuge ihrer Masterarbeit zu eruieren, was geändert werden muß, um hier eine Aufwertung für die Ökopunkte zu erreichen. Die beiden waren fast ein ganzes Jahr nebenher beschäftigt, geeignete Waldstücke zu finden, um aus einem reinen Wirtschaftswald einen klimastabilen Erholungs- und Ökowald vor zu planen. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass ca. 40 ha unseres Waldes, dass sind 8 % zu diesem Zweck geeignet sind.
Unser Bürgermeister Markus Loth führte bei der Unteren Naturschutzbehörde und bei der Regierung die Verhandlungen. Da es keine Vergleichsfälle gab, war es nicht ganz einfach. Schließlich wurde Weilheim ein Pilotprojekt in Aussicht gestellt. Die Stadt beauftragte die Landschafts- und Ökoplanerin Fr. Dr. Ulrike Pröbstl-Heider, aufbauend auf die Vorplanung, die richtige Hauptplanung für die geeigneten Waldungen zu erstellen. Sie kam zu den Ergebnis, 26 ha sind für den Anfang für das Ökokonto aufwertbar. Die Auflagen sind unter anderem reine Fichtenbestände in Laubwald umzuwandeln und mit zum Teil seltenen und gefährdeten Baumarten zu bepflanzen. Große Laubbäume vermehrt, als Biotopbäume stehen zu lassen und auch Feuchtbiotope anzulegen. Kleine Laubwaldstücke der Natur überlassen und nicht regulierend eingreifen. Dies muß alles dokumentiert und in einem Zeitraum von gut 20 Jahren abgearbeitet werden.
Das Ganze wurde mit der unteren Naturschutzbehörde abgestimmt und in Einklang gebracht. Für die Umsetzung ist der Stadtförster zuständig. Im Frühjahr 2017 stellte die Planerin zusammen mit Prof. Dr. Ammer, die von den Fachbehörden genehmigte Planung im Stadtrat vor. Das Gremium war größtenteils begeistert, dass Weilheim als Pilotprojekt nun 2,5 Mill. Ökopunkte aus dem eigenen Stadtwald geltend machen kann. Bürgermeister Loth sagte: es wird ein Vorzeigeobjekt für ganz Bayern sein. Referent Rupert Pentenrieder nannte es einen Meilenstein für einen geringeren Flächenverbrauch und guten Klimaschutz. Im Oktober 2018 war eine große Delegation der Stadt Augsburg bei uns und erkundigte sich, wie Weilheim das geschafft hat. Darüber hinaus sind immer wieder Anfragen aus anderen Kommunen da.