Fußgängerzone – BfW stimmt gegen Erweiterung

Fußgängerzone – BfW stimmt gegen Erweiterung

Weilheims Innenstadt ist ein Schatzkästchen, der malerische Marienplatz, die Cafés, die zum Verweilen einladen, eine gute Durchmischung der Geschäfte – das zieht an, das gefällt. Auf diese Idylle dürfte mancher Ort neidisch sein. Aber Wachstum ist das Zauberwort der Stunde. Nicht nur in der Wirtschaft, im Bausektor und in der Infrastruktur. Warum nicht auch ein Wachsen der Fußgängerzone? Zu Recht wird Wachstum von vielen kritisch hinterfragt und dies hat im Falle Fußgängerzone auch die Fraktion der Bürger für Weilheim getan.

Wie wirkt sich eine Ausweitung des bestehenden gut funktionierenden Mikrokosmos Fußgängerzone aus? Welche Vorteile bringt die Aussperrung des motorisierten Verkehrs in einzelnen Straßen? Was bedeutet denn die oft bemühte Verbesserung der Aufenthaltsqualität überhaupt? Diese Fragen wollten wir von Fachleuten beantwortet haben.

Anders als beim Marienplatz und der Schmiedstraße können Geschäfte und Wohnungen in den untersuchten Straßen nicht rückwärtig erschlossen werden1. Es ist ein berechtigter Wunsch der Anlieger2 ihr Heim jederzeit zu erreichen, auch die private Tiefgarage in der Ledererstraße. Und der umweltbewusste Radfahrer möchte selbstverständlich schnell seine Einkäufe erledigen und zwar ohne, dass er absteigen muss. Eine erweiterte Fußgängerzone ohne Autos und Radfahrer wie auf dem Marienplatz würde es also nicht geben.

Wir wollten uns bewusst nicht von einer vermeintlichen Idylle, von Emotionen und Vermutungen leiten lassen, sondern uns fachliche Beratung und Unterstützung holen. Die Gutachter  wurden von einem Lenkungsausschuss begleitet, dem Vertreter aller Fraktionen beiwohnten. Die umfangreichen Befragungen von Anwohnern, Eigentümern und Geschäftsleuten, die Verkehrsbegutachtung und die wirtschaftliche Betrachtung durch Fachleute, die eine Erweiterung kritisch und risikoreich bewertet haben, waren alles Bausteine, die in die Entscheidungsfindung eingeflossen sind. Sie führten im Gesamtbild zu einer eindeutig ablehnenden Haltung.

Und zuletzt die große Bürgerbefragung der Weilheimer mit einem Fragebogen, dessen Fragestellung äußerst kritisch gesehen wurde und zugegeben seltsam anmutete. Aber die Formulierung der Bürgerbefragung zur Erweiterung der Fußgängerzone bildet exakt die Entscheidungssituation des Stadtrats ab. Erkenne ich als Stadtrat das Gutachten der Fachplaner an oder erkenne ich es nicht an. Genau diese Frage gab die Mehrheit des Gremiums an die Bürger weiter. Noch partizipativer, mündiger und sachlicher geht es nicht. Und ich traue es jedem Weilheimer Bürger zu, dass er diese Fragestellung verstanden hat.

Vielleicht lehnt man das Gutachten ab, weil es unschlüssig oder einseitig erscheint oder aus emotionalen Gründen, weil das Ergebnis nicht gefällt. Es gab auf der Rückantwort die Möglichkeit dies mitzuteilen.

Das Ergebnis aus dieser Befragung ist allerdings erstaunlich eindeutig: Die Mehrheit der Weilheimerinnen und Weilheimer lehnt eine Erweiterung ab.

Dem Leitgedanken folgend, eine sachorientierte Stadtpolitik zu machen, hat sich die Fraktion der BfW geschlossen gegen eine Erweiterung der Fußgängerzone ausgesprochen.

Die Fachplaner haben uns aber Hausaufgaben aufgegeben und auch aus den Anmerkungen aus der Bürgerbefragung werden sich sicher noch Anregungen für Verbesserungen der sogenannten Aufenthaltsqualität in der Innenstadt ergeben. Dazu muss der Durchgangsverkehr reduziert werden und die Radverkehrsführung verbessert werden.

Dieses Thema hat unsere Fraktion schon aufgegriffen. Unser Verkehrsreferent Dr. Claus Reindl hat bereits einen entsprechenden Antrag bei der Stadt abgegeben.

 Die demokratische Entscheidung des Stadtrats setzt nun einen Schlusspunkt in der Diskussion um eine Erweiterung der Fußgängerzone. Sie ist aber nicht das Ende der Suche nach einer Verbesserung der Verkehrsberuhigung in der Innenstadt.

1 ausgenommen teilweise in der Admiral-Hipper-Straße

2 Selbstverständlich schließen alle in männlicher Form gewählten Bezeichnungen auch die weibliche Form ein.

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