Verkehrsreferent Dr. Claus Reindl über die Weilheimer Verkehrspolitik bei der Abschlussveranstaltung des Stadtradelns:
Die Aktion Stadtradeln, die bundesweit von der Organisation Klimabündnis durchgeführt wird, hat ja vornehmlich die Zielsetzung des Klimaschutzes durch Vermeidung von CO2-Ausstoß.
Als Verkehrsreferent möchte ich den Stellenwert des Radfahrens als alternative Fortbewegungsart besonders hervorheben und für Weilheim in einem größeren Kontext betrachten. Die Stadt Weilheim hat auf mein Betreiben hin in den Jahren 2003 bis 2006 ein sogenanntes Gesamtverkehrskonzept erstellen lassen, bei dem alle Verkehrsarten gleichberechtigt nebeneinander betrachtet wurden. Dies war auch eine Forderung im damals ganz neu beschlossenen ersten Weilheimer Leitbild. Das Ergebnis dieser Studie des Ingenieurbüros Seib war, dass zur Lösung der Weilheimer Verkehrsprobleme durch die hohe Verkehrsbelastung mit einem Drittel motorisiertem Durchgangsverkehr, einem Drittel Ziel-und Quellverkehr und einem weiteren Drittel Binnenverkehr eine Umgehungsstraße notwendig ist. Bis zu einer möglichen Realisierung müssten flankierend andere innerörtliche Maßnahmen den zu erwartenden Verkehrszuwachs abpuffern, wie Maßnahmen zur Verbesserung des Verkehrsflusses, die Förderung der Verkehrsmittel des Umweltverbundes (ÖPNV, Stadtbus, Radfahren, zu Fuß gehen), begleitet von sogenannten weichen Maßnahmen, die ein Umdenken bei der Wahl des Verkehrsmittels bewirken sollen.
Viele der in dem Papier genannten Maßnahmen sind mittlerweile umgesetzt und auch bei der Infrastruktur für das Radfahren sind seither einige Fortschritte erzielt worden. Es sind neue Radwege dazugekommen, auf manchen Gehwegen wurde auch das Radfahren zugelassen, es wurde in manchen Straßen das Radfahren gegen die Einbahnregelung erlaubt (siehe z.B. jüngst in der Fischergasse), es sind Fahrradstraßen eingerichtet und zusätzliche Fahrradabstellanlagen in Betrieb genommen worden und es wurde eine bei der Errichtung von Neubauten zu berücksichtigende Fahrradstellplatzsatzung beschlossen. Selbstverständlich gibt es nach wie vor noch weiteren Handlungsbedarf und man muss die ganze Sache als längerfristiges Entwicklungsprojekt betrachten. Leider gibt es auch Grenzen, die uns beim Bau von Fahrradwegen durch die enge Innenstadtbebauung, durch die ebenfalls sehr wichtige Bereitstellung von Parkraum oder durch übergeordnete ordnungspolitische Zuständigkeiten wie bei den innerstädtischen Abschnitten der Bundesstraße 2 und den drei im Stadtgebiet verlaufenden Staatsstraßen gesetzt werden.
Die Teilnahme unserer Stadt an der bundesweiten Aktion Stadtradeln fällt für mich eher in die Kategorie der weichen Maßnahmen, da man mit dieser Kampagne sehr gut zeigen kann, dass das Radfahren gerade innerörtlich im Bereich des Binnenverkehrs ein wichtiger Faktor zur Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs sein kann. Die 781 diesjährigen Teilnehmer haben in dieser Hinsicht ein wirklich beredtes Zeugnis abgelegt und haben überzeugend demonstriert, dass das Verkehrsmittel Fahrrad ein alltagstaugliches Instrument für eine individuelle Mobilität darstellt. Bleibt uns nur zu hoffen, dass das gute Beispiel Schule macht und immer mehr Nachahmer findet.
Zusammenfassen und abschließend möchte ich noch einmal die hohe Priorität hervorheben, die das Radeln bei mir genießt. Ich werde mich im Rahmen meiner Möglichkeiten auch weiterhin dafür einsetzen, dass die Rahmenbedingungen für das Radfahren weiter verbessert werden. Mit dem im Jahr 2017 beginnenden Bau des neuen Busbahnhofs wird die Zufahrt für Radler zum Bahnhof über das Geisenhofer Gelände und den Busbahnhof richtig ausgebaut und es werden neue Fahrradabstellanlagen errichtet. Vielleicht gelingt es auch, noch einen weiteren Fahrradweg im Haushalt 2017 unterzubringen. Für mich wäre der bereits geplante Abschnitt zwischen Töllernkreisel und Aldi/DM ostseitig von hoher Priorität, da es auf dem bestehenden westseitigen Geh-und Radweg in diesem Bereich mit Gefälle mittlerweile oft sehr eng und auch gefährlich wird. Auch in der Innenstadt sind die Fahrradständer häufig überbelegt und ich habe deshalb mit unserer Stadtbaumeisterin bei einer Begehung heuer im Sommer schon weitere mögliche Standorte in Augenschein genommen.
Man sieht, es geht, wenn auch langsam, immer etwas voran bei der Infrastruktur fürs Radeln.